„Alkohol ist Dein Sanitäter in der Not“ singt Grönemeyer. Darüber kann man natürlich diskutieren, aber in den überwiegenden Fällen bringt der Alkohol eher die Not. Dann nämlich, wenn er missbraucht wird, wenn er zu oft, zu viel, in hohen Konzentrationen und regelmäßig konsumiert wird. Es ist ein sich über Jahre hinziehender Prozess. Viele Betroffene möchten der Sucht entfliehen, scheitern jedoch zu oft. Ursachen findet man im Charakter, den Lebensumständen, dem Umfeld oder dem falschen Ansatz, die ersten Schritte zur Suchtbekämpfung zu gehen. Man spricht von einer anerkannten Krankheit. Es geht um Patienten, die bis zu ihrem Lebensende ein Krankheitsbild vorweisen werden. Dies kann man zwar eindämmen, die Betroffenen werden aber nach heutigem medizinischem Stand ewig gefährdet bleiben, nie völlig genesen. Aber das Leben kann auch ohne Alkohol so interessant, lustig, wertvoll und vor allem länger andauernd sein, dass es zutiefst wichtig ist, über Schritte aus der Sucht nachzudenken und sie in die Tat umzusetzen.
Zunächst muss man auch von einem Zeitfaktor sprechen. Die Betroffenen sollten jetzt bereit sein, dringendst selbst initiativ zu werden. Es ist viel leichter und vorteilhafter eine Sucht zu bekämpfen, wenn der feste Wille dazu da ist, wenn man das Ziel selbst für sich definiert und somit auch willens ist, Kraft und Ehrgeiz zu investieren. Dieser Moment ist aber leider und oftmals erst gegeben, wenn der Körper schon geschädigt, das Hirn schon an den vermeintlichen „Gute Laune Bringer aus der Flasche“ gewöhnt ist, ihn förmlich zum weiteren funktionieren braucht, wenn Probleme am Arbeitsplatz und im sozialen Umfeld sowohl schon Geschichte und Alltag sind. Ist der Betroffene also bereit, an sich zu arbeiten bleiben mehrere Wege. Unbedingt empfehlenswert sind ehrliche, vertrauliche und realistische Gespräche sowohl mit dem engsten Umfeld in der Familie oder Freunden als auch mit einem Arzt des Vertrauens oder einem professionellen Suchttherapeuten. Dabei muss ohne Anklage deutlich werden, in welchem Ausmaß die Sucht vorliegt und ob bereits körperliche Schäden vorliegen, die vorrangig kuriert werden müssen. Dem sollte sich eine intensive mentale Vorbereitung anschließen. Der(m) Süchtigen muss klar werden, dass man sich in erster Linie selber heilen muss. Alle medizinischen und psychologischen Hilfen sind nur Beiwerk. Idealerweise sollte das Fachgespräch im Beisein des unmittelbaren Lebenspartners stattfinden, um auch an diese Stelle zu appellieren, wie man mit der Krankheit umzugehen hat, was zum Beispiel ständige Nörgelei oder auch das „bewusste Wegsehen“ bewirken können.
In einigen Fällen werden sicher die Patienten unmittelbar in eine Suchtklinik mit professioneller Entgiftung eingewiesen und therapiert. Sollte dies jedoch noch nicht unbedingt erforderlich sein, erfolgt die Ersttherapie zum Teil mit suchthemmenden Medikamenten. Regelmäßig eingenommen, sollten sie den „Saufdruck“ nehmen und dabei helfen, ohne Alkohol zu leben. Wenn die Betroffenen zusätzlich – vor allem in der ersten Zeit – darauf achten, Situationen zu meiden, in denen sie besonders gern zur Flasche gegriffen habe, dann sind sie schon eine kleine Strecke auf dem neuen Lebensweg vorangekommen. Speziell geht es da um die Skatrunde, den Fußballplatz, den Grillabend oder die angesagten Partys. Solche und ähnliche Ereignisse verleiten schnell und können ebenso schnell für die ersten Wochen der Therapie gemieden oder verkürzt werden. Warum nicht mal bei der Geburtstagsparty nur zum Kaffee erscheinen und die eventuell ausufernde Abendparty ausfallen lassen? Niemand spricht davon, soziale Kontakte einzudämmen oder das gewohnte Leben abrupt zu ändern. Nein, es geht eher um Kontrolle der Verhältnisse und bewusste Lenkung des Handelns. Speziell sei noch auf ein Buch von Allen Carr hingewiesen. In „Endlich ohne Alkohol“ beleuchtet er dieses Thema sehr vertrauensvoll. Betroffenen wird der Sinn und Unsinn des Alkoholgebrauchs klargemacht. Sie werden ernst genommen und in vielen Fällen konnte er somit die mentale Bereitschaft, selbst gegen die Sucht vorzugehen auslösen oder verstärken – die Grundvoraussetzung für dauernden Erfolg.
Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar hinzufügen zu können.